Kraks Vejviser 1938 Handelsregister

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DANEMARKS AUSFUHR-GEWERBE.

Obwohl das Konigreich Danemark zu den kleineren Staaten Europas gehort, nimmt es wegen seiner be- deutungsvollen, geographischen Lage und seines hoch- eritwickelten Erwerbslebens einen hervorragenden Platz in der Weltwirtschaft ein. Danemark ist ein Flachland, das der Landwirtscliaft gu te Bedingungen gewahrt, hat jedoch nicht wie z. B. Eng­ land, Frankreich und Polen Kohlendistrikte; auch besitzt es keine grossen Energiespender wie Norwegen, Osterreich und die Schweiz in ihren Wasserfallen; noch weniger 01- gebiete wie Nordamerika, der Kaukasus oder Rumanien. Die eignen Kraftquellen des Landes bestehend aus Torf, Holzbrennmittel, Wind und Wasser, stellen kaum mehr als 3 v. H. seines Kraftverbrauches dar. Mit Bezug auf mineralische Schatze ist das Land ebenfalls arm. Der dii- nische Erdboden gewahrt weder Eisen noch andre Me­ talle, Kali noch andre chemische Erzeugnisse. Auch ge- deihen hier weder Baumwolle, olhaltige Samen, noch hat es Gummi usw. Ist Danemark derart in ganz besonderem Masse ohne natiirliche Reichtumsquellen, so hat das diinische Volk diesem Ubél dadurch abzuhelfen gewusst, dass es sich in der Arbedt der Hånd und des Gehirns ertiichtigte und durch eine auf wissenschaftlicher Grundlage durchgefiihrte Veredlung, teils danischer Landwirt- schaftserzeugnisse, teils von Rohstoffen und Halbfabri- katen, aus Landern eingefiihrt, die seitens der Natur lioher begiinstigt worden sind, Werte schuf. Ferner hat das diini- sche Volk seine Lage mitten im offnen Meer auszuniitzen verstanden, bildet es doch eine Briioke zwischen einem wesentlichen Teil der fiihrenden Kulturstaaten der moder­ nen Welt und hat einen Handel entwickelt, der im Ver- lialtnis zur Grosse des Landes und Volkes von keinen andern europaischen Staaten iibertroffen wird; und es hat dadurch' einen Warenaustausch geschaffen, der ein hoch entwickeltes Erwerbsleben ermoglicht hat, eine Er- zeugung erstklassiger Qualitatswaren auf immer mehr Gebieten, die dazu geeignet sind, die wahlerichsten Wiin- sche des fremden Verbrauchers zu befriedigen. Danemarks Bevolkerung macht insgesamt ungefahr 3,748,000 Einwohner aus, wovon etwa 858,000 in der Haupt- stadt Kopenhagen (auf der Insel Seeland) und eine ahn- liclie Anzahl in den 80 Stadten wohnhaft sind. Dånemarks Aussenhandel. Die danischen Kaufleute beteiligten sich schon friih am Welthandel. Im Jahre 1616 wurde in Kopenhagen eine ost­ indische Kompagnie gegriindet, der eine Reihe anderer Handelskompagnien folgten, von denen die im Jahre 1732 gestiftete Asiatisclie Kompagnie die grdssste Bedeutung erhielt; sie wurde im Jahre 1843 aufgelost. Der Krieg 1807—14 zerstorte fiir eine Reihe von Jahren den Handel Kopenhagens und erst 1830—40 begann derselbe wieder zu blulien und entwickelte sich in den nachfolgénden Jah­ ren immer starker. Im Jahre 1897 wurde die weltum- spannende Gesellschaft „Ostasiatisk Kompagni" gestiftet, die jetzt ein Aktienkapital von 50 Millionen Kronen besitzt. Diese Kompagnie hat im Laufe der Zeit eine Reihe Toch- tergesellschaften gegriindet, die sich mit Schiffahrt und Schiffbau befassen und auch andre Betriebe im Zusam-

menhang mit Wald- und Plantagenbetrieb, Fabrikation und Handel in den verschiedensten Teilen der Welt um- fassen. Der Kopenhagener Freihafen, im Jahre 1894 in Be- trieb genommen, hat natiirlich verursacht, dass beinahe aller Durchfuhrhandel iiber diese Stadt gelit. Er schliesst viele grosse Handelsfirmen und Aktiengesellschaften in sich, aber der Bau und die Erweiterung bestehender Pro- vinzliafen haben die Errichtung entsprechend grosser Handelsbetriebe auch in andern danischen Stadten mit sich gefiihrt. Die Entwicklung des danischen Aussenhandels des letzten halben Jahrhunderts ist aus nachstehenden Zalilen ersichtlich: _ Gesamteinfuhr Gesamtausfuhr Jallr Miil. Kr. Miil. Kr. 1885 ............................... 249 162 1895 ............................... 364 269 1905 ............................... 623 554 1915 ............................... 855 721 1936 ................................. 1486 1580 Die Menge der eingefiihrten Waren machte im Jahre 1956 11,4 Millionen Tonnen und die der ausgefiihrten Waren 2,1 Millionen Tonnen aus, wiihrend der Durchschnittswert der ausgefiihrten Waren 5 uial so hoch als der Durch­ schnittswert der eingefiihrten Waren gewesen ist. Dies ist eine Folge dessen, dass Danemark viele grobe, schwere Rohwaren einfiihrt und in so grossem Ausmasse ver- edelte landwirtschaftliche Erzeugnisse ausfiihrt. Die nachfolgenden Zahlen geben den Gesamtwert der danischen Ausfuhr und Einfuhr der Lander an, mit wel- chen Danemark die regsten Handelsbeziehungen unter- lialt. Die Zahlen stammen aus dem Jahre 1936. Mili.Kr. Mili. Kr. Grossbritannien . .. 1287 Frankreich ............. 56 Deutschland........... 656 Polen und Danzig .. 55 Schweden ............... 185 Schweiz ................... 50 Norwegen ............... 97 Argentinien ............ 29 Vereinigte Staaten Brasilien ................ 24 von Nordamerika . 91 Estland, Lettland Niederlande ........... 62 und Litauen ---- 16 Belgien .................... 51 Tschechoslowakei .. 14 Finnland ................ 47 Niederlandisch Indien 15 U. d. S. S. R. (in Eu- ropa) .................... 57 Danemarks Landwirtschaft. Von Danemarks Flaschenraum sind ungefahr 75 v. H. urbar gemacht und 8,5 v. H. mit Wald und Plantagen bedeckt. Von 1866 bis 1929 wurde die Landwirtschafts- flache um 440,000 ha und die Forstwirtschaftsflache um 190,000 ha vermehrt. Daraus folgt, was wir oben iiber die Naturverhiiltnisse des Landes gesagt haben, dass die Landwirtschaft der Erwerb werden musste, der der modernen Erwerbsent- wicklung, „der industriellen Umwalzung" in Danemark vorauf ging. Der entscheidende Umschwung fand in den 70er und 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts statt, als die danischen Landwirte infolge der Preisent- wicklung auf dem Weltmarkt (Getreidezufuhren aus den iiberseeisclien Landern) mit einer nie dagewesenen schnel- len Umstellung dazu iibergingen, den in der Hauptsache betriebenen Getreideanbau in einen intensiven Betrieb

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