CholeraInDanemark_1874

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d a ss, wenn meine obige Bemerkung richtig i s t , die Quarantaine- massregeln zur See umsomehr an Bedeutung gewinnen werden; wie diess auch der Fall ist bei der Aufstellung eines Bevisionssystems für jedes aus einer iuiicirten Oertlichkeit eintreffende Schiff, welches S 3 rstem von der seitens des Congresses eingesetzten Commission in ihrem diessfälligen Berichte in Vorschlag gebracht wurde, eine Massregel, die schon seit einer Keihe von Jahren in Dänemark durchgeführt i s t , die sich aber bei uns in der Praxis a u f w e i t m e h r a l s e i n e b l o s e Be v i s i o n b e z i e h t . Hinsichtlich der allgemeinen Bemerkungen, die ich uoch zu machen habe, werde ich mich sehr kurz fassen. Wenn wir bedenken, dass wir nun bereits durch 40 Jahre Gelegenheit gehabt haben, die Cholera in Europa zu studiren, so müssen wir leider zugestehen, dass wir in unseren Studien keine besonderen Fortschritte gemacht haben. W ir haben sehr viele Theorien zu verzeichnen, sowohl über die Art, in welcher sich die Cholera verbreitet, als hinsichtlich der causa proxima, — aber Beobachtungen, die mit der gehörigen Schärfe und Genauigkeit vorgenommen wurden, um unseren administrativen Mass- regeln bei Bekämpfung dieser Krankheit als Basis dienen zu können, liegen nicht in der genügenden Anzahl vor. Das Mikroskop hat beinahe Nichts geleistet, um die Aetiologie der Krankheit zu erklären, sondern nur dazu beigetragen, die Zahl der Theorien zu vermehren, und rücksichtlich des Heilverfahrens sind wir nicht weiter gekommen, als wir im Jahre 1830 waren. Ich glaube indessen, dass sehr viel gewonnen würde, wenn man sich dazu bequemen könnte, die Theorien ganz bei Seite zu legen. Während es selbst in der Privatpraxis, wo der Arzt dem einzelnen Individuum gegenübersteht, nothwendig ist, dass er nicht zu sehr an einer Theorie hänge oder gar gänzlich in ihr aufgehe, ist das Festhalten an eiuer bestimmten Theorie um so gefährlicher, wo es sich um präventive Massregeln handelt, die sich immer auf eine grössere Anzahl von Individuen bezieht, und wo die Verantwortlichkeit des Sanitätsbeamten eine bedeutend erhöhte ist. Es ist daher bei allen P rä- veutivmassregeln gegen die Cholera von der grössten Wichtigkeit, genau zwischen dem zu unterscheiden, was wir wissen, und was nicht. Mit Sicherheit wissen wir nur, dass die Cholera eine contagiöse

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