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Zur Geschichte Kopenhagens. 43 dem König zur Seite. Mit offener Hand unterstützte der König Kunst und Wissenschaft. So wurde 1754 die Kunstakademie errichtet und in das Schloß Charlottenborg gelegt. Christian VII. (1700— 1808) war sehr jung, als sein Vater Frederik V. starb. Von seinen Günstlingen beherrscht, fiel der junge König in einen Wirbel von Ausschweifungen, die ihn in wenigen Jahren in einen geistes­ kranken Schwächling verwandelten. Unter diesen Verhältnissen schwang sich des Königs Leibarzt, der tüchtige und energische frühere Stadt- physikus in Altona, Struensee, bis zum Minister mit unumschränkter Vollmacht hinauf. Wegen seines stolzen Auftretens und seines Verhält­ nisses zu der jungen Königin Karoline Mathilde wurde er von seinen Feinden, an deren Spitze die Königin - Mutter Juliane Marie stand, gefangengenommen, verurteilt und am 28. April 1772 hingerichtet. Die unglückliche Königin Karoline Mathilde wurde nach Kronborg geführt und da vor Gericht gestellt. Ihre Ehe wurde gelöst, und am 6. April wurde sie von Kronborg nach Celle in Hannover geführt, wo sie 1775 starb, 23 Jahre alt. — Die Königin-Mutter bemächtigte sich nun der Regierung, die im Jahre 1784 an den Kronprinzen Frederik (VI.), nach Sturz der Hofkamarilla, überging; ihm zur Seite stand der große Staats­ mann Andreas Peter Bernstorff als Ratgeber. Unter ihm wurde am 20. Juni 1788 die Leibeigenschaft der Bauern aufgehoben. — Bald fing für Dänemark eine unglückliche Zeit an, welche die Einleitung zum Staatsbankerott 1813 bildete; 1794 brannte das Christiansborgschloß; 1795 raste in Kopenhagen eine Feuersbrunst, welche gegen 1000 Häuser vernichtete. 1801 legte sich eine englische Flotte unter Nelson vor Kopenhagen, weil Dänemark dem bewaffneten Neutralitätsbund gegen England beigetreten war, doch bot Nelson nach heftiger Kanonade einen Waffenstillstand an, dem bald der Friedensschluß folgte. — Europa stand überall in Flammen. Ohne Kriegserklärung legte sich Anfang September 1807 eine englische Flotte vor Kopenhagen und forderte die Auslieferung der dänischen Flotte; als diese verweigert wurde, bombardierte die englische Flotte die wehrlose Stadt (2.— 5. Sep­ tember 1807), die Frauenkirche und das ganze umliegende Stadtviertel wurden vernichtet. Nach der Übergabe der Stadt wurde die Marinewerft zerstört und die Flotte entführt. 1808 starb Christian V II und der Prinzregent bestieg den Thron als Frederik VI. (1808— 1839). Das unglückliche Land war zum äußersten verarmt, und 1813 fand der lange gefürchtete Staatsbankerott statt. — Kurz darauf kam es wieder zum Kriege mit Schweden, wo der französische Marschall Bernadotte als Karl X III. Johan zum König gewählt worden war. Schweden, von Rußland und Deutschland unterstützt, erhielt im Frieden zu Kiel im Januar 1814 Norwegen (das seit 1380 mit Dänemark vereint gewesen war), England bekam Helgoland. Es folgte nun ein langer Frieden, in welchem der Wohlstand im Lande allmählich wuchs. Kunst (Thorwaldsen, Oehlenschläger und Baggesen) und Wissenschaft (die beiden Brüder örsted) nahmen einen mächtigen Aufschwung. — Frederik VI. starb ohne männliche Erben. Es folgte sein Neffe Christian V III. (1839— 1848). In Schleswig und Holstein war während der Regierung Christians VIII. die Unzufriedenheit über die dänische Abhängigkeit lauter geworden, und als Frederik VII. (1848— 1863) den Thron bestiegen hatte, forderten die holsteinischen und schleswigschen Standesdeputierten die Vereinigung Holsteins und Schleswigs durch eine eigene Verfassung und die Einver­ leibung Schleswigs in den deutschen Bund. Da Dänemark die Erfüllung

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